Der 1. Mai ist Tag der Arbeit.
An diesem Tag haben sich Sexarbeitende auf der ganzen Welt erhoben, um über unsere Arbeitsrechte und Arbeitsbedingungen zu sprechen. Im Folgenden eine Rede aus Wien.
Ich bin (no name) Sprecher von Red Edition – migrant sexworker group aus Wien. Wir sind Teil der europäischen und globalen Sexarbeitenden-Bewegung. Unsere Mission ist es, die Stimmen der Sexarbeitenden auf vielen Ebenen in unserer Gesellschaft zu erheben! Nichts über uns ohne uns!!! – ist unser Motto!
Lasst uns über die freie Wahl der Arbeit sprechen! Lasst uns darüber sprechen, dass wir nicht als Arbeiter, sondern als Menschen behandelt werden! Von der Gesellschaft, von Institutionen, von der Regierung, von der Polizei!!! Sie alle sehen uns als Opfer, als Kriminelle, als Krebsgeschwür in der Gesellschaft! STOPP! Das ist nicht, was wir sind! Sexarbeitende sind Menschen, die sich aus vielen verschiedenen Gründen für die Sexarbeit entscheiden, und das braucht man nicht zu erforschen! Nein! Sie müssen Sexarbeitende respektieren!
Die Regierung muss die Arbeitsrechte und die Menschenrechte von Sexarbeitenden anerkennen, denn die Rechte von Sexarbeitenden sind Menschenrechte!
Ja, jetzt kann jemand sagen: aber in Österreich ist Sexarbeit legalisiert! Ja, legalisiert, aber nicht entkriminalisiert! Dieses Modell respektiert die Rechte von Sexarbeitenden nicht, dieses Modell erkennt die Arbeitsrechte von Sexarbeitenden nicht an! Dieses Modell hat verpflichtende Gesundheitskontrollen für Sexarbeitende!
Und was haben wir? Dieses Modell legt den Sexarbeitenden eine Verantwortung auf, und Regeln, aber keine Rechte, WIR sind nicht Teil des Sozialsystems in diesem Land! Also, wir zahlen Steuern und befolgen die „Muss-Regeln“, aber wir bekommen nichts zurück, keine Leistungen wie andere Arbeiter*innen!
Wenn du als Sexarbeiterin arbeiten willst, musst du als erstes zur Polizei gehen, um dich als Sexarbeiterin zu registrieren! Bei der Polizei?! Gibt es noch andere Arbeiter, die sich bei der Polizei anmelden, wenn sie arbeiten wollen? Nein!
Das ist der Grund, warum wir sagen: Hört auf, Sexarbeitende zu schikanieren! Hört auf, uns zu bevormunden!
Um es klar zu sagen: Unsere Politik zielt nicht darauf ab, „Zuhälter“ zu schützen. Wir sind der festen Überzeugung, dass diejenigen, die Sexarbeitende ausbeuten oder missbrauchen, kriminalisiert werden müssen. Die Realität sieht jedoch so aus, dass Gesetze, die den „Bordellbetrieb“ und die „Beförderung“ kriminalisieren, häufig dazu führen, dass Sexarbeitende selbst verhaftet und strafrechtlich verfolgt werden. In vielen Ländern der Welt wird die Zusammenarbeit zweier Sexarbeitenden zum Zwecke der Sicherheit als Straftatbestand betrachtet!
Was wir wollen, ist eine Neuausrichtung der Gesetze, um gegen Ausbeutung, Missbrauch und Menschenhandel vorzugehen – anstelle von Auffangtatbeständen, die nur Sexarbeitende kriminalisieren und in Gefahr bringen!
SEXARBEITERRECHTE SIND MENSCHENRECHTE!
SEXARBEIT IST ARBEIT!